Data

Date:
02-07-1993
Country:
Germany
Number:
17 U 73/93
Court:
Oberlandesgericht Düsseldorf
Parties:
Unknown

Keywords

JURISDICTION - JURISDICTION OF COURT FOR PLACE OF PAYMENT OF DAMAGES

APPLICATION OF CISG - RULES OF PRIVATE INTERNATIONAL LAW REFERRING TO LAW OF CONTRACTING STATE (ART. 1(1)(B) CISG)

PLACE OF PAYMENT OF DAMAGES - MATTER GOVERNED BUT NOT EXPRESSLY SETTLED BY CISG - RECOURSE TO GENERAL PRINCIPLES OF CONVENTION (ART. 7(2) CISG)

PLACE OF PAYMENT OF PRICE - SELLER'S PLACE OF BUSINESS (ART. 57(1) CISG) - EXPRESSION OF GENERAL PRINCIPLE - PLACE OF PERFORMANCE OF PAYMENT OF DAMAGES - SELLER'S PLACE OF BUSINESS

Abstract

A German buyer and a US (Indiana) seller concluded a contract for the sale of a machine subsequently to become a part of a machine in Russia. As a result of a defect in the machine component an accident occurred during its operation. The buyer commenced action against the seller claiming the costs it had sustained in repairing the machine component. At first instance the court held that it had jurisdiction to hear the case. The seller appealed arguing that the court did not have jurisdiction.

The appellate court held that it would have jurisdiction if the place of performance of the obligation in question (payment of damages) was in Germany. To determine the place of performance the court applied CISG, as the German private international law rules led to the application of the law of US (Indiana), a contracting State (Art. 1(1)(b) CISG). As CISG does not expressly settle the place of payment of damages, the court applied Art. 7(2) CISG and held that Art. 57(1)(a) CISG (place of payment of the price) is an expression of the general principle that obligations to pay are to be performed at the place of business of the creditor, in this case the German buyer ('Bringschuld', 'obligation portable'). The court affirmed therefore its jurisdiction.

Fulltext

[...]

Aus den Gründen:

Das Landgericht hat seine internationale Zuständigkeit zu Recht angenommen.

Das Landgericht Krefeld ist örtlich zuständig.

I. [...]

II. Nach par. 29 Abs. 1 ZPO ist für Streitigkeiten aus einem Vertragsverhältnis das Gericht des Ortes zuständig, an dem die streitige Verpflichtung zu erfüllen ist. Das ist hier Krefeld.

1. Welches der Erfüllungsort für die mit der Klage geltend gemachten Ansprüche ist, bestimmt sich nach dem Recht des Staates Indiana. Das ergibt sich aus Art. 28 EGBGB. Nach dieser Vorschrift ist bei einem Werklieferungsvertrag das Recht am Ort der Hauptverwaltung des Werkunternehmers anwendbar (Palandt/Heldrich, BGB 52. Aufl. 1993, Art. 28 EGBGB Rdnr. 14). Die Parteien haben bezüglich der Messerschneidemaschine einen Werklieferungsvertrag geschlossen. Die Beklagte als die Werkunternehmerin hat ihre Hauptverwaltung in Indiana. Also ist das dortige Recht anwendbar.

In Indiana gilt seit dem 1.1.1988 - also auch schon zum Zeit punkt des Vertragsschlusses der Parteien - das Übereinkommen der Vereinten Nationen über Verträge über den internationalen Warenkauf vom 11.4.1980 (CISG) (Schwenzer, NJW 1990, 602, Fußnote 5). Damit gelten gemäß Art. 1 Abs. 1 b und Art. 3 Abs. 1 CISG die Regeln dieses Abkommens für das Vertragsverhältnis der Parteien.

Deutsches Recht wäre dagegen dann anwendbar, wenn die Parteien die Geltung dieses Rechts gemäß Art. 6 CISG, 27 EGBGB vereinbart hätten. Dann wäre auch das CISG nicht einschlägig, weil es in der Bundesrepublik Deutschland erst am 1.1.1991, also nach dem Vertragsschluß der Parteien, in Kraft getreten ist (BGBl. II, 1477). Die Parteien haben aber die Geltung deutschen Rechts nicht vereinbart (... omissis)

2. Auf der Grundlage des somit anwendbaren CISG sind Gegenstand der Klage Schadensersatzansprüche gemäß Art. 45, 74 CISG. Diese Ansprüche sind zu erfüllen an dem Ort, an dem die Klägerin ihren Sitz hat, also in Krefeld.

Der Erfüllungsort für den Schadensersatzanspruch aus Art. 45, 74 CISG ist allerdings in dem Abkommen nicht geregelt. Er ergibt sich aber aus den allgemeinen Grundsätzen des Abkommens, auf die gemäß Art. 7 Abs. 2 CISG abzustellen ist.

Nach Art. 57 Abs. 1 a CISG ist die Kaufpreiszahlungspflicht - abweichend von dem deutschen unvereinheitlichten Kaufrecht - eine Bringschuld, Erfüllungsort ist insoweit also der Ort der Niederlassung des Gläubigers. Nach herrschender, vom Senat geteilter Auffassung gilt das auch insofern, als durch den Erfüllungsort ein Gerichtsstand begründet wird (Schlechtriem/Hager, Kommentar zum Einheitlichen UNKaufrecht, 1990, Art. 57 Rdnr. 10). Wenn danach also der den Gerichtsstand begründende Erfüllungsort für den Anspruch auf Zahlung des Kaufpreises der Ort der Niederlassung des Gläubigers ist, dann erscheint es angemessen, darin einen allgemeinen Grundsatz für den Erfüllungsort jedweder Zahlungsansprüche nach dem CISG zu sehen. Die Erwägungen, die zu der Regelung des Erfüllungsortes für den Kaufpreisanspruch geführt haben, gelten nämlich ebenso auch für andere Zahlungsansprüche. Der Anspruch auf Schadensersatz nach Art. 45, 74 ist auf Zahlung von Geld gerichtet (Schlechtriem/Stoll, a.a.O., Art. 74 Rdnr. 19). Folglich ist dieser Anspruch an dem Ort, an dem der Gläubiger seinen Sitz hat, hier also in Krefeld, zu erfüllen.}}

Source

Published in German:
- Recht der Internationalen Wirtschaft (RIW), 1993, 845

Published in English (trans.):
- A.H. Kritzer, Guide to Practical Applications of the United Nations Convention on Contracts for the International Sale of Goods, Deventer, vol. 2, Suppl. 9 (1994)

Commented on by:
- P. Schlechtriem, in A.H. Kritzer, Guide to Practical Applications of the United Nations Convention on Contracts for the International Sale of Goods, Deventer, vol. 2, Suppl. 9 (1994)
- P. Schlechtriem, Erfüllung von Zahlungsansprüchen nach CISG am Ort der Niederlassung des Gläubigers, Entscheidungen zum Wirtschaftsrecht (EWiR), 1993, 1075-1076}}